ohne jegliche Connection schon zum zweiten Mal in diesem Jahr so gewürdigt zu werden: Der Verlag ist stolz auf seine Autorin. (Artikel OZ Printausgabe)


"Mäuseköttel ..." in OZ+ (digital) 16.05.2020

https://www.ostsee-zeitung.de/Nachrichten/MV-aktuell/Politik/Maria-Lambrecht-72-aus-Zingst-Ein-Leben-in-zwei-Systemen

Quelle: Doreen Breitenfeld

30 Jahre deutsche Einheit

Wie Maria Lambrecht aus Zingst nach der Wende den Schritt in die Selbstständigkeit wagte 

Maria Lambrecht (72) aus Zingst wagte 1990 den Schritt in die Selbstständigkeit: Sie kündigte eine – noch – sicher wirkende Stelle und wurde Steuerberaterin.

 

Die Frau ist eine Kämpferin: Maria Lambrecht (72) aus Zingst, auch bekannt unter ihrem Autorennamen Maria Charlotte Wulff. „Meine Geschichte ist die einer Frau, die mit ihrem Leben in der DDR fertig wurde und die mit ihrem Leben in der Bundesrepublik fertig werden musste“, sagt sie. In diesen Satz passe alles, was sie in den beiden politischen und wirtschaftlichen Systemen erlebt hat.

 

Mit 69 Jahren das ganze Leben aufgeschrieben

Vieles aus ihrem Leben kann man nachlesen. Als Maria Lambrecht im Jahr 2017 – da war sie 69 – nach 27Jahren als Steuerberaterin aufgehört hat, fasste sie einen Entschluss: „In diesem Jahr wollte ich mein ganzes Leben aufschreiben.“ Und sie tat es. Damit habe sie den Leuten gezeigt: „Wenn man was im Kopf hat, dann kann man was erreichen.“ Auch – und gerade – vor 1989.

„Ich bin immer gegen den Strom geschwommen, wollte nicht alles hinnehmen“, erzählt sie. Zu DDR-Zeiten habe sie neun Arbeitsstellen gehabt, sei immer wieder gewechselt. „Dabei lag es mir ehrlich am Herzen, in diesem Land etwas zu verändern.“ Genau das war es wohl, das so richtig nicht erwünscht war.

 

Oben auf der DDR-Karriereleiter 

Trotz aller Querelen: 1989 war Maria Lambrecht auf der Karriereleiter bis ziemlich weit nach oben gelangt. „Im September hatte ich im VEB Industrievertrieb Rundfunk und Fernsehen Rostock, einem Kombinatsbetrieb des VEB Kombinat Rundfunk und Fernsehen (Staßfurt), als neuer Direktor Ökonomie begonnen“, berichtet die Diplom-Ingenieurökonomin. Zu der Zeit war es noch unvorstellbar, dass der Staat nur einen Monat später beginnen würde zu implodieren.

Damals raste die Zeit. Im November und Dezember 1989 stand das Ende der DDR als eigenständiges Land immer deutlicher im Raum. „Mir war klar: Die DDR-Firmen werden in der Marktwirtschaft pleitegehen – und auf uns kommt die Massenarbeitslosigkeit zu“, erinnert sie sich.

 

Im Herbst 1989 in Rostock demonstriert

Dagegen wollte sie etwas tun. Seit dem Herbst 1989 zog sie jede Woche mit den Demonstranten durch die Straßen Rostocks, stellte Kerzen ins Fenster. „Und das gab ich als SED-Genossin im Betrieb auch offen zu.“ Das hätte Wochen zuvor noch ernste Konsequenzen haben können, aber Ende des Jahres war das egal. In dieser Zeit änderte sich alles von Tag zu Tag. Die Mitarbeiter im Betrieb taten die Direktiven der Kombinatsleitung zunehmend als „Schwachsinn von oben“ ab. „Die neuen Parteien, die sich im Herbst gegründet haben – wie etwa die Sozialdemokraten –, die gaben mir aber auch nichts“, erklärt sie.

 

Mutig in die Selbstständigkeit

Für Maria Lambrecht wurde Ende 1989 klar: „Ich wollte nicht meine Zeit vertun, Teile des Betriebes zu erhalten, und ich wollte nicht zu den Verlierern gehören.“ Sie kündigte im Januar 1990. „Ich wollte mich nicht auf Kosten meiner Kollegen durchhangeln, sondern einfach nur frei sein“, sagt sie. Trotz der Kündigungsfrist habe man sie schnell gehen lassen. Jetzt begann ein Novum für sie – volles Risiko und ohne gesichertes Einkommen.

 

27 Jahre Steuerberatungskanzlei geleitet

Doch sie hatte einen Plan: „Ich wollte das Rechts- und Steuersystem der neuen Zeit lernen.“ Mit einem Kollegen habe sie 1990 eine GmbH für Unternehmensberatung gegründet und eine Prüfung zum DDR-Steuerrecht abgelegt. So konnte sie als Steuerbevollmächtigte Handwerker steuerlich beraten. „Dabei bin ich dann bis 2017 geblieben.“ Sie baute ihre Steuerberatungskanzlei mit Sitz in Rostock, Gelbensande und Zingst auf. Das Schöne daran sei gewesen, dass sie machen konnte, was sie wollte. „Ich musste nur fleißig sein.“ 

 

Familie gibt Rückhalt und Kraft

Dabei gab – und gibt es – jedoch mehr als die Arbeit. Ihre Familie sei ihr sehr wichtig. „Mein erstes Kind ist früh gestorben“, berichtet sie. Ihre beiden anderen Kinder stehen voll im Berufsleben. Tochter Peggy Kastl betreibt als selbstständige Architektin und Innenarchitektin ihr Baustudio in Rostock. Ihr Sohn Martin Lambrecht hat 2009 seine Steuerberaterprüfung abgelegt und betreibt in Gelbensande sein eigenes Büro.

1989 zog Maria Lambrecht von Schwerin nach Rostock, seit 2008 lebt sie in Zingst. „Mein jetziger Mann Dr.Walter Lambrecht stammt aus Hamburg“, sagt sie. Die Beziehung mit ihm, ihre vierte Ehe, halte jetzt seit 25Jahren. „Es ist die große Liebe“, betont sie.

 

Autorin veröffentlicht mehrere Bücher

Über die Zeit des Systemwechsels, über ihr Leben in der DDR und in der Bundesrepublik, hat sie ein Buch geschrieben. Es trägt den Titel „Nachkriegsbastard“. Nach ihrem Buch „Altweiberhochzeit auf Rügen“ legte sie unter ihrem Autorennamen Maria Charlotte Wulff mit „Nachkriegsbastard“ ihr zweites Buch vor. Darauf folgte das Kinderbuch „Bulli“ und im April erscheint „Mäuseköttel“. Der Erzählband handelt von besonderen Frauen und Männern, die in den damaligen drei DDR-Nordbezirken sowie im heutigen Mecklenburg-Vorpommern gelebt haben und noch leben.

Geschickt verwebt sie in „Nachkriegsbastard“ Erinnerungen aus ihrer Kindheit unter schwierigsten Bedingungen bis weit ins Erwachsenenleben mit tagebuchähnlichen Notizen aus dem Jahr 2017, als sie in den Ruhestand ging. Leicht hatte sie es als Mädchen so kurz nach dem Krieg nicht. Auf die Welt kam sie 1948 in Schwerin. „Was kann aus einem Kind werden, das von den Eltern als ‚Malheur‘ empfunden wird?“, fragt sie. Und tatsächlich: Ihre Mutter hatte nicht nur keine Milch und keine Zeit für das kleine Würmchen, sondern auch sonst wenig Mutterliebe in den ersten zehn Kinderjahren, erinnert sie sich. Der mit einer anderen Frau verheiratete Vater verdrückte sich in den Westen, erschien erst wieder auf der Bildfläche, als seine Tochter 35Jahre alt war. 

 

Von Schwierigkeiten nicht unterkriegen lassen

Und die Großmutter? Die hatte glücklicherweise zwar unendlich viel Zeit und Liebe für den Wildfang, aber ihre Demenz hinderte sie zusehens daran. „Sind das ideale Voraussetzungen für ein normales, geordnetes Leben?“, fragt Maria Lambrecht. Eigentlich nicht. Und trotzdem hat sie sich von diesen Schwierigkeiten nicht unterkriegen lassen, in der Kindheit nicht und auch später nicht. Auf eines sei sie besonders stolz: „Wie ich als gestandener Mensch mein altes Leben über den Haufen zu schmeißen gezwungen wurde und alles neu gelernt habe.“ 


"Mäuseköttel ... und andere durchaus ernsthafte eRzählungen" im "Nd" (Neues Deutschland) April 2020


"Nachkriegsbastard" im Infoblatt Tourismusverein Lohme


Kinderbuch "BULLI" im "Blitz" 21.04.2019


"Nachkriegsbastard" Circlestones Books Blog

27.07.2019: 5-Sterne-Bewertung


Pressestimmen zu "Nachkriegsbastard"


"Nachkriegsbastard" in der "SVZ (Schweriner Volkszeitung) - Kultur" vom 23. Mai 2018


"Nachkriegsbastard" im "Blitz"  April 2018


"Altweiberhochzeit" in der "OZ" vom 5./06.05.2018


"Altweiberhochzeit" im "Blitz" 22. 04.2018


"ALTWEIBERHOCHZEIT …"        Lesermeinungen

"Der Lebensbericht einer Kämpferin, kurzweilig geschrieben, farbenreich, voll lebendigem Zeitkolorit, voller Herzenswärme und an jeder Stelle ein leidenschaftliches Plädoyer für die Liebe." Dr. Katrin Arrieta

Patricia aus der Schweiz am 14. Dezember 2017:

"Das Büchlein hab ich gestern gelesen von Maria Charlotte ... authentisch und rebellisch - ein Freigeist, der inspiriert.

Bin gespannt auf das nächste Buch ..."

Günter aus Bad Bevensen gratuliert im Januar 2018 zu "dem Mut, diese große Geschichte in kleinem Format zu erzählen".

Dieter aus Rostock am 9. Dezember 2017:

"So eine schöne Sprache liest man heute selten. Das Buch erinnert mich an >Rheinsberg< von Fontane."